Topomomo · Brouk+Babka-Kaufhaus

Dass auch ländliche Regionen eine reiche und moderne Baukultur voller Experimentierfreudigkeit aufweisen, zeigt die Euroregion Neiße besonders deutlich. Von 2012 bis 2014 hat unser deutsch-tschechisches Autor:innenteam die Orte der Topografie der Moderne besucht und ihre Geschichten dokumentiert. Die neuen Anforderungen an Räume und Funktionalität ließen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielfalt an Bautypen entstehen. Die Unternehmen der Glas-, Kohle- und Textilindustrie, die die Landschaft zwischen Elbe und Neiße in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten, sorgten für ein enormes Bevölkerungswachstum in ehemals verträumten Ortschaften. Städte wie Zittau, Görlitz, Liberec und Jablonec nad Nisou wuchsen zu Industriezentren heran. Der Bedarf an Architekt:innen, die bereit waren, neue Wege zu gehen, war groß. Die Unternehmer:innen und Bürgermeister:innen fanden ihre Baumeister:innen nicht selten an den innovativen Architekturschulen in Dessau, Berlin, Prag und Breslau.

Das Erdgeschoss des Brouk+Babka-Kaufhauses in der Prager Straße in Liberec (Pražská, Liberec) ist bis heute in seiner Originalform von 1936 erhalten und fällt durch die ungewöhnliche Gestaltung ins Auge: Der Besucher gelangt zum eigentlichen Eingang des Kaufhauses nur, wenn er an zwei zurückgesetzten Glaspavillons vorbeigeht, die aktuelle Produkte präsentieren. So wird die zur Verfügung stehende Schaufensterfläche entlang der Prager Straße etwa verdreifacht: Der Kunde kann, auch nachts, um die Pavillons flanieren und die Auslagen betrachten. Auf der linken Seite erschließt ein unscheinbares Treppenhaus Wohnungen in den Obergeschossen. In diesem Treppenaufgang ist die Baugeschichte des Kaufhauses anhand von Plänen und Bildern dargestellt und kann besichtigt werden. Sie wurden bei der Sanierung 2005 eingebaut. Das Kaufhaus mit der plakativen Leuchtfassade steht heute unter Denkmalschutz und wird immer noch in seiner ursprünglichen Funktion genutzt.

Standorte #1

Brouk+Babka-Kaufhaus